Blog der Lösungsfabrik

Qualitätsmanagement und ISO 9001

FMEAs und ihr Einsatz in der Praxis

In diesem Beitrag wird die FMEA (Fehlermöglichkeits- und Einflussanalyse, Failure Mode and Effects Analysis)  als Qualitätsmanagementwerkzeug vorgestellt und erläutert. Es werden die Vorgehensweise, die Chancen und die Nachtteile erklärt.

FMEA-Allgemein

Eine FMEA ist eine analytischen Methode der Zuverlässigkeitstechnik, die potentielle Schwachstellen finden soll. FMEA steht dabei für Failure Mode and Effects Analysis oder auf deutsch für Fehlermöglichkeits- und Einflussanalyse.

Es gibt verschiedene Arten von FMEAs:

  • System-FMEA
  • Design-FMEA
  • Prozess-FMEA
  • u.a.

Eine FMEA ist dabei ein vorbeugendes Werkzeug, sprich es werden keine vorhandenen Fehler analysiert und deren Ursachen ermittelt, sondern es werden potentielle (noch nicht aufgetretene) Fehler betrachtet. Damit folgt die FMEA dem Grundgedanken der vorsorgenden Fehlervermeidung, statt einer Fehlererkennung nach Auftreten des Fehlers und einer Fehlerkorrektur. Somit werden Fehler- und Korrekturkosten schon im Vorwege vermieden oder deutlich gesenkt. Durch eine systematische, konstante Vorgehensweise bei FMEAs tragen diese zu einem nicht unerheblichen Teil zum kontinuierlichen Verbesserungsprozess bei.

FMEAs sollten dabei schon in einem frühen Stadium einer Produkt- oder Prozessentwicklung stattfinden, da in dieser Phase der Kosten- /Nutzenfaktor am größten ist. Je später ein potentieller Fehler gefunden wird, so schwieriger und teurer ist es in der Regel, diesen zu korrigieren.

FMEA – Vorgehensweise

In einem interdisziplinären Team (also Mitarbeiter mit verschiedenen Funktionen und aus verschiedenen Bereichen eines Unternehmens) werden mögliche Fehlerarten bestimmt, der Fehlerort lokalisiert, mögliche Folgen beschrieben und die Fehlerursache ermittelt. Das interdiszilinäre Team dient dazu, die Problemstellung möglichst vollständig und von allen Seite zu beleuchten. Zur Ermittlung möglicher Fehlerursachen wird dabei teilweise ein Ursache-Wirkungs-Diagramm erstellt, da unter Umständen schon aufgrund der erkannten Fehlerursache Hinweise auf Fehlervermeidungs-maßnahmen abgeleitet werden können.

Im Rahmen der FMEA werden den potentiellen Fehlern verschiedene Kennzahlen (Auftrittswahrscheinlichkeit, Bedeutung und Entdeckung) von jeweils 1 (=unwahrscheinliche, kaum wahrnehmbare Auswirkung, hohe Entdeckungswahrscheinlichkeit) bis 10 (=hohe Auftrittswahrscheinlichkeit, schwerwiegender Fehler, unwahrscheinliche Entdeckung). Multipliziert miteinander ergibt das Ergebnis die Risikoprioritätskennzahl, die von 1 bis 1.000 gehen kann. Wobei ein geringer Wert eine geringe Priorität und ein hoher Wert eine hohe Priorität hat. Denn einen unwahrscheinlichen Fehler mit kaum wahrnehmbaren Auswirkungen, der zudem noch höchstwahrscheinlich entdeckt wird im Vorwege zu vermeiden ist nicht so wichtig. Wichtiger in dem Fall ist es einen Fehler im Vorwege zu vermeiden, der mit einer großen Wahrscheinlichkeit auftritt, schwerwiegende Folgen hat und nach dem Auftreten nur schwer zu erkennen ist.

Wenn ein potentieller Fehler im Rahmen einer FMEA lokalisiert wurde und geeignete Gegenmaßnahmen eingeleitet wurden, so empfiehlt sich, diese Gegenmaßnahmen in einer weiteren FMEA auf ihre Eignung bzw. Effektivität zu überprüfen.

Bei einer konsequenten Anwendung von FMEAs und die Abarbeitung der möglichen Fehler (Prioritätskennzahlen von oben nach unten), lassen sich die häufigsten, gravierensten und gefährlichsten Fehler im Vorwege vermeiden.

Nachteile der FMEA

FMEA sind verbunden mit einem hohen Arbeitsaufwand, allein schon durch den personellen Einsatz von verschiedenen Personen.

Die Vorteile aus dem konsequenten und gezielten Einsatz von FMEAs werden nicht sofort, sondern erst mittel- oder langfristig sichtbar. Dies schmälert zwar nicht ihren Erfolg, trägt jedoch unter Umständen dazu bei, dass diese nicht in der nötigen Konsequenz durchgeführt werden.

Ebenfalls bergen sie die Gefahr von Bürokratismus. Wie in vielen Bereichen des Qualitätsmanagement ist also auch darauf zu achten, dass eine FMEA nicht zum Selbstzwecke bzw. für die Erstellung von möglichst vielen Formblättern und Protokollen gemacht wird, sondern um Fehler effektiv und im Vorwege zu vermeiden.

Fazit

Konsequente und gezielt eingesetzte FMEAs sind ein wichtiges Werkzeug, um Fehler- und Korrekturkosten schon im Vorfeld deutlich zu minimieren. Leider lässt sich der daraus entstandene Vorteil nur schwer monetär darstellen. Allein aber ein kurzes Gedankenspiel „Was für hohe Kosten hätte ich gehabt, wenn dieses oder jenes passiert wäre“ zeigt auf, welche Risiken damit ausgeschlossen werden können.

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